Polizeirazzia in Cannabis-Shops in Würzburg und Schweinfurt
Blick auf einen CBD-Shop der Kette "Cannameleon" in der Eichhornstraße in Würzburg. Foto: Daniel Peter

Würzburg/Schweinfurt

Cannameleon-Razzien in Würzburg und Schweinfurt: Was machen die Ermittlungen?

Am Morgen des 5. November 2019 will sich Francesco Kracht gerade mit seiner Freundin auf den Weg nach Schweinfurt in sein neues „Cannameleon“-Geschäft machen. Als die beiden ihre Wohnung in Würzburg verlassen und vor die Haustür treten, spricht sie ein Postbote an. Er fragt Kracht, wer er sei, und als dieser Auskunft gibt, sind acht Zivilpolizisten um sie herum. Der Postbote selbst ist auch einer.

Das Paar wurde zurück in die Wohnung gedrängt – es ist die Wohnung der Freundin. Kracht muss sich bis auf die Unterhose entkleiden, wird gründlichst durchsucht. Handys, Laptop, Ordner, Unterlagen – alles wird beschlagnahmt. Er selbst muss ebenfalls mit zur Polizei.

Zeitgleich wurden die beiden Würzburger "Cannameleon"-Läden des Firmengründers Lukas Schwarz und auch dessen Wohnung durchsucht. Ein weiterer Trupp Beamter machte sich daran, das Schweinfurter "Cannameleon" am Marktplatz zu durchsuchen. "Sie haben alles mitgenommen", sagt Betreiber Kracht, "Blüten, Hanf-Lebensmittel, Öle, Pulver, Kapseln, alles, was mit CBD zu tun hat, sogar Nahrungsergänzungsmittel wie Multivitamintabletten für Kinder". Dazu Handys und Computer, auch deshalb waren die Ladenbetreiber für Nachfragen längere Zeit nicht erreichbar. Für die komplette Razzia seien wohl 80 Polizisten im Einsatz gewesen, schätzt Francesco Kracht.

Polizeirazzia in Cannabis-Shops in Würzburg und Schweinfurt
Die Betreiber des Cannameleon sprechen von einer "Repressalie". Zu deutsch: Zwangsmaßnahme. Foto: Daniel Peter

Der Vorwurf der Staatsgewalt

Laut Polizei und Staatsanwaltschaft Würzburg hätten die in den Läden verkauften Teesorten kein "legales Cannabis" (CBD ohne Rauschwirkung) enthalten, sondern Wirkstoffgehalte zwischen 0,16 Prozent und 0,3 Prozent psychoaktives Tetrahydrocannabinol (THC). Deshalb habe die Staatsanwaltschaft Durchsuchungsbeschlüsse für die Geschäfte in Würzburg und Schweinfurt sowie für die Wohnungen der Beschuldigten erwirkt. Die Betreiber der Läden und die Grüne Jugend Würzburg kritisierten die Razzien als völlig überzogen und absurd. Woher der Vorwurf, illegales Hanf zu verkaufen komme, weiß auch der Schweinfurter „Cannameleon“-Betreiber nicht.

Wie ist der aktuelle Sachstand?

Auf Anfrage teilte das Polizeipräsidium mit, die Ermittlungen der Kripo Würzburg zu den Durchsuchungen in den "Cannameleon"-Läden seien noch nicht abgeschlossen. Auch die "Auswertung der sichergestellten umfangreichen Asservate dauert noch einige Zeit". Gutachten zum THC-Gehalt der Asservate lägen ebenfalls noch nicht vor. Wann dies der Fall sein könnte, könne noch nicht gesagt werden.

In den „Cannameleon“-Läden ist inzwischen wieder etwas Ruhe eingekehrt. Es gibt bis dato auch für das Ordnungsamt keinen Grund, das Gewerbe zu untersagen. Ein Tee der Sorte „Silberglanz“, der den zulässigen THC-Anteil von 0,1 Prozent überschritten habe, ist ebenfalls weiter im Sortiment erhältlich. Den Betreibern bleibt nur eines: Abwarten, bis die Ermittlungsergebnisse vorliegen und bis dahin zur Entspannung einen Tee zu trinken.

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